Kurze Geschichte des Ursprunges der berühmten Wallfahrt zur schmerzhaften Mutter Gottes Maria zu Weißenstein in Südtirol
Weißenstein, eine der höheren südöstlich von der Handelsstadt Bozen, und 4 leichte Stunden ober Leifers liegende Alpengegend, hat seinen Namen von den weißen Felsenwänden, die sich in seinem Hintergrunde erheben, und sich bis zum Joche Grimm hinziehen. In dieser Alpengegend lebte vor 300 Jahren ein wackerer Landmann Leonhard; er war Besitzer eines ausgedehnten Gutes, und weil sich sein Haus an den Abhang einer weißen Felsenwand lehnte, wurde er gewöhnlich der Weißensteiner genannt, welchen Zunamen noch Viele in der Umgegend heute zu Tage führen. Dieser einfältige, gerade und gerechte, und von seinen Nachbarn darum geehrte Mann gerieth aus unbekannten Ursachen in einen Wahnsinn, er sich öfters zur Raßerei steigerte, daß seine eigene Familie sich gezwungen sah, ihn 3 Jahre lang einzuschließen. In den engen düstern Mauern des Gefängnisses, worin er mit Ketten gebunden lag, kehrte bisweilen, wie er später es selbst bekannt haben soll, sein Bewußtsein zurück, und in diesen lichten Augenblicken kam ihm jedesmal vor, als würde ihm von der gebenedeiten Gottes-Mutter der Auftrag gegeben, auf der Höhe, wo seine Wohnung stand, ihr zur Ehren eine Kapelle zu erbauen. Leonhard achtete des ihm von selber gegebenen Auftrages nicht, die Augenblicke seines geistigen Dämmerlichtes verschwanden allmählig, und der Wahnsinn steigerte sich bis zur Tobsucht. In einem heftigen Anfalle von Tobsucht war es ihm einmal sogar gelungen, der Ketten los zu werden, und aus dem Gefängnisse zu entfliehen. Er floh in den nahen an sein Haus stoßenden Wald nun die Einsiedelei genannt, der von allen Seiten von felsigen Abgründen umgeben ist; da hatte er das Unglück hinunterzustürzen ohne eine Schaden zu nehmen, er schien vielmehr von seinem Irrsinn völlig genesen. Als er aber einen Ausgang suchte, um wieder nach Hause zu kommen, soll ihm die Gottesmutter erschienen sein ihn tröstet, und ihm eine völlige und beständige Gesundheit versprochen haben mit der Versicherung, daß seine Angehörigen ihn nach neuntätigem bangen Suchen allhier finden, und er während dieser Tage weder der Speise und des Trankes noch des Trostes ermangeln würde. Als ihn die Seinen nach langem allortigen Suchen wirklich am neunten Tage ganz unverletzt, gesund und von allem Irrsinn befreit gefunden, und mit Freuden nach Hause geführt hatten, erzählte er ihnen seine wunderbare Rettung, wie oft ihm Maria erschienen, wie sie ihn getröstet, und wunderbar erhalten habe. Nach Hause zurückgekehrt betrieb er die Geschäfte des Hauswesens, das während seiner Geisteskrankheit stark gelitten hatte, wieder mit solcher Sorgfalt, daß sich sein Wohlstand in Kürze steigerte. Die Sorge für das Zeitliche lies ihn aber den ihm von der Mutter Gottes gegebenen Auftrag, zu ihrer Ehre eine Kapelle zu bauen, vergessen: daher fiel er wieder in den vorigen Irrsinn und Raserei. Als er jedoch von diesem Rückfalle wieder zu sich gekommen war, gedachte er mit Ernst an den Auftrag der Himmelskönigin. Er säumte nun nicht mehr, ging an den Ort, wo ihm Maria die Kapelle zu bauen befohle, nahe bei seinem Hause, wo öfters ein ungewöhnliches Licht zur Nachtzeit gesehen worden sein soll. Es war im Jahre 1553, da griff er eifrig an das Werk, und während er, um den Grund zum Unterbau zu graben, den Boden aufschaufelte fand er in geringer Tiefe ein aus weißem Stein niedlich gearbeitetes kleines Bild, welches die schmerzenreiche Mutter darstellt. Wie dieß Bild an diesen Ort gekommen, ist ganz unbekannt. Leonhard wurde durch dieses gefundene Bildniß sehr erfreut. Die Kunde davon verbreitete sich schnell in der ganzen Umgegend, es fanden sich viele hilfreiche Hände, der Bau der kleinen Kapelle, wie selber noch jetzt linker Hand im Vorhofe der hiesigen Kirche zu sehen ist, war in kurzer Zeit vollendet, das gefundene Bild in derselben aufbewahrt und verehrt. Zum Gebet pflegte der fromme Leonhard gewöhnlich das Volk durch ein kleines Glöcklein zu versammeln, welches nachher noch immer den Namen Leonhards-Glöcklein hatte. Weiters ist von dem Leonhard Weißensteiner nichts bekannt, als daß er nachdem gefundenen schmerzhaften Bildnisse und der Erbauung der Kapelle seiner Haushaltung entsagt, ein eifriger Diener Mariens geworden, und bis an sein Lebensende im Dienste Mariens ausgeharrt habe. Er soll in der Curatie Petersberg begraben liegen.
Die Andacht zur schmerzhaften Mutter Gottes verminderte sich nach dem Tode ihres eifrigen Dieners Leonhard nicht, sie vermehrte sich vielmehr immer mehr, und jedes Jahr stieg die Zahl der Wallfahrer, die von weiter Ferne nach Weißenstein kamen, Marien ihre geistigen und leiblichen Anliegen zu klagen; besonders haben viele Gemüthskranke allda ihre Genesung wieder erlangt. Weil nun die zuerst von Leonhard erbaute Kapelle bald zu klein wurde, so wurde im Jahre 1561 zu selber eine Kirche hinzugebaut, die auch bald wieder wegen dem immer häufigeren Besuche zu klein wurde. Daher wurde selbe 1638 abgebrochen, und durch milde Beiträge der Wallfahrer die gegenwärtige Kirche aufgeführt, die im Jahre 1654 von innen vollendet, und 1673 eingeweiht wurde. Die geistlichen Bedürfnisse der Wallfahrer besorgte durch viele Jahre ein Benefiziat bis 1718, in welchem Jahre durch päpstliche und kaiserliche Bewilligung, und Bestätigung von Seite des Hochwürdigsten Domkapitels zu Trient und der gräflichen Khuen'schen Gerichtsherrschaft zu Deutschnofen der Orden der Diener Mariens am 24. November eingeführt wurde. Die ersten Ordenspriester fingen schon 1719 das Klostergebäude an, welches in 3 Jahren vollendet wurde. Der Orden erbaute selbst theils durch Beiträge der übrigen Klöster nicht nur der Tiroler Provinz, sondern auch der von Böhmen und Oesterreich, theils durch Sammlungen und freiwillige Beiträge von Wohlthätern, unter denen besonders die Stadt Bozen obenan zu stehen verdient. Für den Unterhalt der Ordenspriester und der Kirche wurden verschiedene Stiftungen gemacht, von denen nur Johann Paul und Maria Wittwe von Ingram, Johann Graf von Khuen, Johann von Gumer, Anna von Wißenegg, Franz von Kager und Michael Zenner erwähnt werden. Da im Jahre 1753 das zweite Säkulum der Erfindung gefeiert wurde, wurde die Kirche erneuert und verschönert. Als das Kloster 1787 aufgehoben wurde, wurde selbes sammt den zwei Höfen und der Kirche um den Pries gegen 8000 Gulden von einem Privaten zu Bozen ersteigert, der aber freiwillig vieles zerstörte, vieles vernachlässigte, und dadurch doch verhinderte, daß es nicht eine vollständige Ruine wurde, wie es sonst mit den hochgelegenen Klöstern zu thun beantragt war. Im Jahre 1836 brachte der Serviten-Orden das Kloster, durch milde Beträge unterstützt, wieder käuflich an sich, und unterließ nicht, nach Kräften Kirche und Kloster zu restauriren, und würde der durch Brand verursache Bau der Oekonomiegebäude seine Kräfte nicht zu sehr erschöpft habe, so würde die Renovirung noch weiter vorgeschritten sein. Dessen ungeachtet wurde zur würdigen Feier des dritten Säkulums der Hochaltar neu gefaßt und vergoldet, auch eine neue Orgel angeschafft und somit das Möglichste gethan, um auf würdige Weise die Erinnerung an die duch 300 Jahre an diesem Orte ertheilten Gnaden der Schmerzensmutter zu begehen.
Aus: Kurze Geschichte und Gebete zur schmerzhaften Mutter Gottes Maria Weißenstein. Ein Andenken an die dritte Säkularfeier seit Auffindung des Gnadenbildes gehalten vom 16. bis einschließlich 24. August 1853. Bozen. Druck und Verlag der J. Eberle'schen Buchdruckerei.
venerdì, luglio 25, 2008
Maria Weißenstein in Südtirol
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