mercoledì, maggio 02, 2007

Benedetta Bianchi Porro, die weiße Rose von Dovádola (1936 - 1964)

Benedetta Bianchi Porro, jung, hübsch, reich, intelligent und lebensfroh, nahm willig ihr Kreuz auf sich und folgte dem Gekreuzigten nach.

Die 27-jährige Medizinstudentin Benedetta Bianchi Porro, die gelähmt, blind, taub, geschmacks- und geruchsunfähig auf ihrem Krankenlager scherzte und lachte, wußte einige Monate voraus, daß sie am 23. März 1964, am Feste Mariä Vermählung sterben werde. Doch, sie ließ sich keine Aufregung, keine Traurigkeit anmerken. Einer Freundin schrieb sie schlicht am Schlusse ihres letzten Briefes: «Jetzt bin ich ruhig. Morgen werde ich sterben!»Vor Wochen hatte sie nämlich im Traume ein offenes Grab in ihrem Geburtsort Dovádola (Provinz Romagna) und darüber eine weiße Rose erblickt. Es war für sie das geheimnisvolle Zeichen ihrer baldigen Sterbestunde, aber auch ihrer freudigen, ewigen Auferstehung!
Geboren im Jahre 1936 inmitten der achtköpfigen, begüterten und glücklichen Familie des Ingenieurs Guido Bianchi Porro wuchs die allerliebste Kleine zu einem bildschönen, außergewöhnlich begabten Mädchen heran. Zur Schulreife gelangt, wurde sie von den Lehrern sogleich in die 2. Primarklasse gesteckt. Mit 10 Jahren fand sie bereits Aufnahme ins Gymnasium und vermochte dank ihrer vielseitigen Talente und ihres ausdauernden Fleißes erneut eine Klasse zu überspringen, obwohl die Kriegszeiten mit ihren Bombardements ein ruhiges Studium fast verunmöglichten. Im Alter von kaum 17 Jahren wurde sie zur Immatrikulation an der Mailänder Universität zugelassen. Damals begannen sich die ersten schweren Störungen in ihrem Organismus bemerkbar zu machen.
Im Jahre 1953 schloß sie die Gymnasialstudien mit einer glänzenden Literatur-Matura ab, bereit zu weiteren geistigen Strapazen.
Sie notierte zwar schon damals in ihrem Tagebuch: «Der Examinator stellte lateinische Fragen, doch ich konnte nicht alles verstehen. Wahrscheinlich habe ich schön dumm dreingeschaut.»
Da aber nicht ihr Gedächtnis versagte, sondern ihr Gehör, begann nun ein mühsamer Kreuzweg von einem Spital zum andern, zu schmerzhaften Untersuchungen. Ein Dienstmädchen mußte sie jeweils auf dem Weg zur Aula begleiten. In aller Eile lernte sie nun die Taubstummensprache. Trotz aller Schwierigkeiten studierte sie tapfer weiter, denn sie meinte, «daß ein Aufgeben des Studiums eine Feigheit wäre!»

Ihrem Vater zuliebe hatte sie zuerst Physik als Hauptfach gewählt, wechselte dann aber zurmedizinischen Fakultät über. Alle Examen gelangen ihr, außer einem. Als sie die Examinatoren zu bitten wagte, ihr die Fragen schriftlich vorzulegen, da sie nichts höre, wurde sie empört ausgelacht und beinahe aus der Universität gejagt. Doch als ärztliche Atteste ihren Zustand bewiesen, wurde ihr Gelegenheit zur Wiederholung des Examens gegeben und sie bestand es mit höchster Auszeichnung!
Da Benedetta sich Rechenschaft gab, daß auch ihr Augenlicht eigentümlich abnahm, suchte sie in allen medizinischen Büchern nach dem Namen ihrer Krankheit, den auch die Ärzte bisher nicht hatten ausfindig machen können. Und sie fand den Begriff «Recklinghausen, neurofibromatosi diffusa.»
Nicht eine einzige Sekunde haderte diese junge, fröhliche Medizinerin mit ihrem Schicksal. Nein, als Kind Gottes wußte sie, daß kein anderer Weg zum Himmel führt, als der Weg des Kreuzes.
Sie schrieb an eine befreundete Studentin, die von ihr ermuntert, ins Kloster ging:
«Ich habe bemerkt, daß die sogenannten Kulturvölker die christlichen Tugenden wohl schätzen, aber sobald sich Christus mit seinem Kreuze nähert, möchten sich viele seiner Anhänger am liebsten aus dem Staube machen aus lauter Angst vor den Verdemütigungen und Leiden, welche das Kreuz mit sich bringt . . .»
Benedettas eisernem Arbeitswillen gelang es zwischen schmerzhaften Operationen, das Examen in medizinischer und chirurgischer Patologie erfolgreich abzulegen, aber zum Staatsexamen reichten ihre Kräfte nicht mehr aus. Da sie nicht untätig darniederliegen wollte, nahm sie einen Korrespondenzkurs für Zeichnen und Malen und unterrichtete ihre jüngeren Geschwister in Mittelschul- und Primarschulfächern. Man mußte ihr eines Tages alle Zähne ausreißen und bei einer Kopf-Operation schnitt man ihr aus Versehen den Gesichtsnerv durch. Aus einer anderen Narkose erwacht, merkte sie, daß sie erblindet sei. Die besten Ärzte versuchen ihre Kunst. Doch umsonst! Nach einem Eingriff ins Rückenmark, vermag sie sich nicht mehr aufrechtzuhalten.
Zuletzt blieb diesem heroischen Menschenkind nur noch eine einzige Hand und die Stimme zur Verfügung, um sich mit der Außenwelt verständigen zu können. Blind, taub, gelähmt, ohne Geruchs- und Geschmackssinn lag sie da. Doch ihr Seeleneifer verdoppelte sich.
Ihre Studiengenossen und Freundinnen besuchten sie oft. Sie scherzte und plauderte mit ihnen. Sie punktieren ihre Studien- und Standeswahlprobleme in Taubstummenzeichen auf ihre Hand und sie gibt ihnen mit der Stimme, die ihr geblieben, Antwort. Sie ermuntert sie zu Fleiß und Ausdauer, zur Treue gegen Gott und die katholische Kirche. Bei ihr, der Schwerkranken, holen die Gesunden Lebensmut und Energie. Oft sitzen 10-15 Studenten in ihrer Kammer, besprechen mit ihr politische und religiöse Probleme, lachen und singen, denn sie wissen, daß Benedetta so gerne singt und fröhlich ist. Diese Burschen wetteiferen miteinander, um der Mutter zur Essenszeit zu helfen, der Kranken einige winzige Bissen in den Mund zu schieben.
Und dort, in diesem Krankenzimmer feiert die akademische Jugend ihre Gemeinschaftsmesse. Benedetta holt ja ihre ganze Kraft, ihre unversiegliche Leidensfreude, ihre Liebe zu den Seelen aus der täglichen heiligen Kommunion. Nur in innigster Verbindung mit dem Gekreuzigten vermag sie ihr eigenes Kreuz bis ans Ende zu tragen und geistige Führerin so vieler Studenten und Studentinnen zu sein. Sie diktierte ihrer aufopferungsvollen Mutter Briefe an andere Gelähmte, Verzweifelte, Gefährdete und Gestrandete, um sie Gott näher zu bringen. Verschiedene Studenten ermunterte sie mit Erfolg zum Priester- und Missionsberuf. Einer bedrückten Lehrerin, die in ihrer Schule keine Disziplin fertigbrachte, schrieb sie:
«Lass dich nicht entmutigen durch den Gedanken, du habest zuwenig Autorität. Deine jungen Schüler müssen von dir besonders die Tugend der Geduld erlernen und dieses dein Beispiel wird wunderbar dazu beitragen, sie zu bessern. Ich bin dessen gewiß. Liebe diese kleinen Ameisen Gottes, denn der Himmel spiegelt sich in ihnen.»
Einer Tänzerin der Mailänder Scala flüsterte sie nach der letzten Meßfeier, nachdem sie die hl. Wegzehrung empfangen, abschiednehmend zu: «Vergiß nie, dass man allüberall heilig sein kann!»
Einem Arzt, der Krankenzüge nach Lourdes begleitete sagt sie, nachdem sie zweimal ungeheilt von dort zurückkehrte:
«Sie sind wahrhaftig glücklich zu preisen, Herr Doktor, daß Sie sich diesem wohltätigen Werke widmen können. Möge der liebe Gott Sie recht lange am Leben erhalten! Sursum corda!» Weinend drückte er ihre Hand.
Eine Studentin in Examennöten erhielt den Rat: «Studiere fleißig, aber nicht so, daß es deiner Gesundheit schadet!» Einer anderen schrieb sie: «Ich weiß nicht, wie es dir im Examen gehen wird, aber wage es auf jeden Fall und nimm voll Freude den Willen Gottes an . . . Gewiß, mein Leben ist unsagbar traurig, aber ich freue mich dennoch, denn ich weiß, daß Gott an mich denkt» . . .
«Sei so gut Mütterchen und lies mir die Bergpredigt vor!» Und die Mutter punktierte auf die Hand der Tochter mit wehem Herzen: «Selig sind die Sanftmütigen — selig die Leidenden, denn sie werden getröstet werden» . . .
Und sinnend bemerkte Benedetta einmal: «Ich habe im Leben oft und gerne zum Himmel aufgeschaut, voll Sehnsucht nach dem göttlichen Heiland. Hier auf Erden sind wir alle in einem Wartesaal, wie auf einem Bahnhof . . .»
Als am letzten Morgen ein Vöglein trillernd sich auf ihrem Fenstersims niederließ, sang Benedetta freudig ihr letztes Abschiedslied an Gottes schöne Welt: Rondinella pellegrina...
Draußen im Garten aber hatte die Mutter eine weiße Rose entdeckt und teilte es ahnungslos der Kranken mit. Ein Freudenschimmer huschte über das totenbleiche Gesicht. Noch ein letztes, mühsam gestammeltes «Danke» den geliebten Eltern. Dann erlosch Benedettas Stimme hienieden, um aufzujubeln im ewigen Oster-Alleluja!

(Siate nella gioia. Ital. Biographie über Benedetta Bianchi Porro, Edizioni, Corsa dei Servi, piazza S. Carlo 2, Milano) Dr. M. Haesele, "Santa Rita", 17. Jg., Nr. 8, April 1968

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